Kommunikation Teil 2 | Deutsch-Lernen-Podcast 021

Kommunikation ist ein wichtiges und interessantes Thema. Deshalb sprechen Abri und Robert in dieser Folge des Deutsch-Training-Podcasts darüber, wie die Kommunikation zwischen Menschen genau abläuft. Was verstehen wir in einer Konversation? Wie drücken wir aus, was wir sagen wollen? Als Grundlage dient das „Kommunikationsquadrat“ von Friedemann Schulz von Thun. Weiter unten findest du wie immer Aufgaben und ein Transkript. Viel Spaß beim Hören und Deutsch lernen.

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Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zu unserem Deutsch-Training-Podcast. Wir sind schon bei der einundzwanzigsten Folge und unser heutiges Thema ist Kommunikation Teil 2. Heute hat uns Abri einen zweiten Teil zum Thema Kommunikation mitgebracht. Es geht um die vier Seiten einer Nachricht.

Hallo, Robert!

Hallo!

Wenn du an den Podcast zum Thema Kommunikation Teil 1 denkst, woran erinnerst du dich?

Also, ich erinnere mich an den zentralen Satz, den du gesagt hast oder den du zitiert hast: „Man kann nicht nicht kommunizieren“, was bedeutet, dass man auf jeden Fall kommuniziert, auch wenn man nichts sagt und ich erinnere mich daran, dass du die verschiedenen Teile der Kommunikation aufgezählt hast, nämlich verbale Kommunikation, also die wörtliche, mündliche Kommunikation. Dann hast du von der paraverbalen Kommunikation gesprochen. Paraverbal ist also, wie man spricht, und du hast noch die nonverbale Kommunikation genannt, also Körpersprache und Körperhaltung und so weiter. Und dann wolltest du noch etwas zum Thema Sender und Empfänger sagen und ich vermute, dass das das heutige Thema ist.

Ja, genau, daran möchte ich heute anknüpfen. In einem Gespräch zwischen zwei oder mehreren Leuten gibt es immer einen Sender und einen Empfänger. Wie du merkst, ist in den beiden Worten einmal senden und empfangen versteckt. Was bedeutet denn senden?

Senden bedeutet, dass jemand etwas sagt, zum Beispiel, dass er spricht. Und empfangen: Man kann zum Beispiel einen Brief empfangen, aber ich kann natürlich auch empfangen, was jemand sagt, wie sich jemand verhält. Das ist also nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen, das ist insgesamt die Wahrnehmung.

Richtig. Und immer, wenn Kommunikation stattfindet, gibt es einen Sender und einen Empfänger. Und immer, wenn ich etwas von mir gebe, bin ich auf vielfache Weise wirksam. Das heißt, jede meine Äußerungen enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig. 

Und eine Botschaft ist so etwas wie eine Information, oder?

Ja, es ist eine Information. Es kann aber auch ein Appell sein oder auch etwas, was ich auf der Beziehungsebene verstehen kann. Aber wie das genau funktioniert, das erkläre ich dir gleich. 

Okay. 

Genau, das Vier-Seiten-Modell wird auch Vier-Ohren-Modell genannt. Warum vier Ohren? Weil man auf vier Ohren etwas verstehen, beziehungsweise interpretieren kann. Und die erste Information ist die Sachinformation. Das ist eine reine Information, die vielleicht Daten, Fakten oder Sachinhalte enthält und keine Wertung beinhaltet. Wenn jemand sagt: „Ich bin schon wieder zu spät“, dann möchte er auf Sachebene einfach mitteilen, dass er nicht pünktlich ist.

Ja, das ist nur die Information. Das ist also das, was er sagt. Ich bin zu spät. Die Information ist, er ist nicht pünktlich.

Genau und auf der Sachebene informiert der Sender den Empfänger über etwas.

Verstanden. Und welche Seite gibt es noch?

Es gibt die Seite der Selbstkundgabe

Aha, das ist ein langes Wort. 

Ja, und Selbstkundgabe bedeutet das, was ich von mir selbst zeige beziehungsweise mitteile.

Ach so. 

Und immer, wenn ich etwas äußere, gebe ich etwas von meiner Persönlichkeit preis, das heißt, ich enthülle etwas Persönliches, vielleicht auch meine Gefühle und Gedanken. Und die Selbstkundgabe wird auch als Ich-Botschaft verstanden.

Und hast du dazu ein Beispiel?

Ja, wenn ich sage: „Ich bin schon wieder zu spät“, dann teile ich damit mit, dass ich mal wieder unpünktlich bin, dass ich traurig oder enttäuscht über mich selbst bin, weil ich mal wieder zu spät bin.

Ja.

Und mich das, ja, unglücklich macht.

Okay. Das heißt, wir haben einmal die Sachebene, dass ich sage als Fakt: Ich bin zu spät. Und ich habe die Selbstkundgabe, in der ich etwas von meinen Gefühlen preisgebe, dass ich enttäuscht von mir bin, dass ich wieder zu spät bin. 

Ja, genau, richtig. 

Okay, verstanden. 

So. Und dann gibt es noch die Beziehungsseite. Ich gebe zu erkennen, wie ich zum zu jemand anderem stehe und was ich von ihm halte.

Und wie kann man diese Beziehungshinweis vermitteln?

Die kann man über Formulierungen, Gestik, Mimik oder auch den Tonfall vermitteln. Der Sender zeigt dem Empfänger, ob er ihn wertschätzt, zeigt auch, ob er Respekt für ihn empfindet oder vielleicht sogar Gleichgültigkeit oder Verachtung, indem er etwas, ja, unterschiedlich formuliert und mit Gesten und Mimik unterstützt. Und wenn ich sage: „Ich bin schon wieder zu spät“, dann kommt es natürlich darauf an, wie ich es formuliere.

Also das bedeutet, wenn ich in diesem Moment sage: „Ach, ich bin schon wieder zu spät. Es tut mir total leid.“, dann zeige ich vielleicht der anderen Person, dass ich es wirklich ehrlich meine, dass ich mich entschuldige, dass ich die andere Person respektiere, dass sich die Zeit der anderen Person respektiere und dass ich in Zukunft versuchen werde, nicht wieder zu spät zu kommen. Das zeigt also ein Bedauern, vielleicht. Das ist so dann der Beziehungshinweis, dass ich die Person respektiere, dass mir die Person wichtig ist und ich mich ehrlich entschuldigen möchte.

Und das äußert sich auch in der Mimik und der Gestik und auch im Tonfall natürlich.

Ja, das waren jetzt drei Seiten. Du hast vorhin von vier Ohren gesprochen, also von vier Arten, wie man etwas empfangen kann. Was wäre denn die vierte Art?

Das vierte Ohr ist das Appell-Ohr. Auf dem Appell-Ohr fragt sich der Empfänger: „Was soll ich jetzt machen?“ Mit dem Appell wird der Sender den Empfänger dazu veranlassen, etwas zu tun. Und der Appell ist auch immer ein Versuch, Einfluss auf den Empfänger zu nehmen und der Appell ist auch nicht immer deutlich in dem Satz zu erkennen. Manchmal muss der Appell auch vom Empfänger als Botschaft quasi entschlüsselt werden. Und bei dem Satz „Ich bin schon wieder zu spät.“ – was könnte der Appell dahinter sein?

Vielleicht könnte der Appell sein: „Bitte entschuldige, es tut mir leid, nimm meine Entschuldigung an.“

Sehr gut. Genau das könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.

Und wenn der Andere vielleicht nicht darauf reagiert, dann ist man vielleicht enttäuscht. Obwohl man eigentlich zu spät ist, ist man trotzdem enttäuscht, dass der Andere es nicht akzeptiert. Wenn der Andere dann, also man, vielleicht erwartet man, wenn man sagt: „Das tut mir total leid. Ich bin schon wieder zu spät.“ Dann erwartet man vielleicht, dass der Andere sagt: „Ist nicht so schlimm, kein Problem.“ Aber wenn der Andere jetzt sagt: „Ja, das war das letzte Mal.“, dann ist man vielleicht ein bisschen überrascht, weil man vielleicht gehofft hat, dass der Andere das nicht so übel nimmt.

Ja, wenn der Andere nicht reagiert. Du weißt ja, man kann nicht nicht kommunizieren. Ist das auch eine Botschaft? Vielleicht ist der Appell dahinter einfach: „Bitte verschone mich mit einer Entschuldigung. Ich habe sie jetzt schon mehrfach gehört und ich habe kein Verständnis dafür.“

Ja, das stimmt, das kann sein.

Genau. Aber gehen wir doch mal ein paar Beispiele durch. Wir haben jetzt folgende Situation: Ein Paar sitzt am Esstisch und freut sich auf das Abendessen und beide beginnen mit dem Essen. Und auf einmal sagt die Frau zu dem Mann: „Hast du heute etwas Anderes hinzugegeben?“

Der Mann hat gekocht.

Ja, der Mann hat gekocht und die Frau fragt, ob eine andere Zutat in dem Essen drin ist. Ja, weil es anders schmeckt als sonst wahrscheinlich.

Richtig.

Und die Antwort des Mannes ist: „Beim nächsten Mal koche ich es so wie sonst auch.“ Jetzt wollen wir mal diese Äußerungen analysieren. Was glaubst du, was möchte der Sender auf der Sachebene sagen?

Ich glaube, auf der Sachebene ist es einfach nur eine Frage. Die Frau hat bemerkt, dass es ein bisschen anders schmeckt als sonst und wollte gerne wissen, warum es anders schmeckt, was da anders schmeckt. Das würde ich sagen, ist die Sachebene.

Ja, da ist eine andere Zutat im Essen. Das ist die reine Information, die in diesem Satz verstanden werden kann.

So und auf der Ebene der Selbstkundgabe – was könnte der Sender denn mitteilen?

Also, was die Frau durch die Frage sagen möchte, meinst du? Was die Frau über sich mitteilt?

Ja.

Vielleicht, dass sie…, dass sie nicht weiß, was anders ist. Sie ist ein bisschen ratlos und sie ist interessiert, was der Unterschied ist, weil es anders schmeckt.

Und wie könnte das beim Empfänger auf der Ebene der Selbstkundgabe ankommen?

Es kommt natürlich darauf an. Das kann von verschiedenen Sachen abhängen: Vom Tonfall, von der Situation, von der Gewohnheit, wie kommunizieren sie sonst miteinander. Vielleicht versteht der Empfänger, der Mann, es so, dass die Frau sagt: „Mir schmeckt das Essen nicht. Ich finde das Essen nicht so lecker wie sonst“, vielleicht.

Vielleicht könnte sie aber auch denken: „Ja, das schmeckt mir noch besser als das Rezept, wie es normalerweise gekocht wird.“ 

Oder so. Man muss ja nicht vom Negativen ausgehen. Genau, es ja auch positiv sein. 

So, jetzt gehen wir mal auf die Beziehungsebene. Was könnte der Sender auf der Beziehungsebene auswirken wollen?

Also was möchte die Frau auf der Beziehungsebene sagen? Ich vermute, sie fragt den Mann, weil sie weiß, dass der Mann gekocht hat und dass er weiß, was anders ist.

Ja. Und gehen wir wieder rüber zum Empfänger, zu dem Mann. 

Vielleicht versteht der Mann das so, dass die Frau ihn loben möchte und sagen möchte: „Mmmh, das schmeckt ja noch besser als sonst.“ Oder vielleicht versteht der Mann das so, dass die Frau sagen möchte: „Das schmeckt aber nicht so gut. Du bist leider kein guter Koch.“

Ja, und jetzt schauen wir uns nochmal an, was der Appell dahinter ist. Was möchte der Sender denn bei dem Empfänger auslösen? Was soll er tun?

Wahrscheinlich soll der Mann sagen, was anders ist. Die Frau möchte eine Information, das ist der Appell.

Und der Empfänger?

Der Mann könnte es so verstehen: „Entweder koch‘ es lieber wieder so, wie du es sonst gekocht hast. Das war leckerer“, oder, vielleicht versteht er es so, dass er sich denkt: „Vielleicht sollte ich öfters mal etwas Anderes ausprobieren.“

Ja, wie du siehst, kann man auf verschiedenen Ebenen verschiedene Interpretationen machen.

Und Kommunikation ist nicht nur deswegen so kompliziert, sondern auch aufgrund der Faktoren, die wir in der ersten Folge besprochen haben.

Wenn ich mir vorstelle, dass man also diese vier Informationen immer sendet und dass der Andere genau diese vier Informationen auch empfangen soll, dann ist ja ein Missverständnis vorprogrammiert. Und wenn ich mir dann noch vorstelle, dass man das in einer Fremdsprache macht, also entweder in einer Fremdsprache sendet oder in einer Fremdsprache empfängt oder sogar beides, dann bin ich nicht erstaunt, dass bei der Kommunikation vielleicht nur 20, 30 Prozent von dem, was ich sage, ankommen. Oder noch weniger.

Umso wichtiger ist es, sensibel dafür zu werden, wie Kommunikation wirkt; auch mal darüber nachzudenken, was hinter einer Aussage, die ich mache, versteckt sein kann. Oder wie der Empfänger diese Botschaft, die ich sende, entschlüsselt.

Ja und auch mal tolerant sein und auch mal akzeptieren, dass man vielleicht selbst etwas falsch verstanden hat. Dass also der Andere es vielleicht gar nicht so gemeint hat, wie ich es verstanden habe.

Richtig. Und letztendlich kann man diese Missverständnisse nur beheben, wenn man darüber nachdenkt und wenn man vor allen Dingen auch bewusst darüber spricht. 

Wenn man offen kommuniziert.

Ja, wenn man das Gefühl hat, dass das, was ich gesagt habe, nicht so bei dem Empfänger angekommen ist, dass man das offen kommuniziert und, ja, darüber spricht, wie es gemeint war und wie man es vielleicht beim anderen Mal besser machen kann. 

Genau. Das sehe ich auch so. 

Ja, umso wichtiger ist es, wie gesagt, eine Sensibilität für Sprache, ja, hervorzurufen oder über Sprache nachzudenken, damit eben so wenige Missverständnisse wie nur möglich passieren. Ja, jetzt bin ich gespannt, ob unsere Hörerinnen und Hörer eigene Beispiele nennen können.

Ja, das würde mich auch interessieren. Ich glaube, dass jeder seine Erfahrungen gemacht hat mit Kommunikation und mit Missverständnissen. Ganz sicher sogar. Aber vielleicht habt ihr sogar ein Beispiel, das ihr auf diese vier Weisen interpretieren könnt. Sachebene, Selbstkundgabe, Beziehung und Appell. Wir schreiben euch das noch mal in die Shownotes und auch auf der Podcast-Seite stellen wir das nochmal in einem kleinen Bild zusammen. Da könnt ihr euch das anschauen. Und wenn ihr möchtet, schreibt gerne ein Beispiel in die Kommentare, wir freuen uns.

Prima! Dann wünsche ich euch viel Spaß beim Kommunizieren.

Viel Spaß beim Kommunizieren und bis ganz bald. 

Tschüss.

Tschüss.

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