Ähm, ja, sozusagen… In dieser Folge sprechen Abri und Robert über das Thema Füllwörter. Was sind eigentlich Füllwörter, wie werden sie in der deutschen Sprache benutzt und warum solltest du nicht ganz darauf verzichten?
Zu dieser Folge findest du wie immer ein Podcast-Transkript. Viel Spaß beim Hören und Lernen.
Podcast
Fragen
Transkription
Ja, hallo liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zu unserer neuen Folge des Deutsch-Training-Podcasts. Heute sprechen wir über Füllwörter.
Hallo Abri!
Hallo Robert!
Was sind denn eigentlich Füllwörter?
Ja Füllwörter sind ähm, ja, quasi, sozusagen. Alles Wörter, die wir dann einsetzen, wenn wir gerade überlegen oder eine Pause beim Sprechen machen.
Ja, mir fallen noch mehr Füllwörter ein. Zum Beispiel also, irgendwie, im Prinzip.
Ja, genau. Stimmt.
Ja, genau stimmt, richtig.
Ja, gehört auch dazu.
Wenn wir uns das Wort „Füllwort“ genauer anschauen, dann besteht das aus zwei Teilen, nämlich aus dem ersten Teil füllen und aus dem zweiten Teil Wort. Was kann man denn füllen? Ein Glas kann man füllen. Eine Flasche kann man füllen.
Aus Grammatikübungen kennen vielleicht viele Lernerinnen und Lerner, dass sie Lücken füllen müssen. “Bitte füllen Sie die Lücken mit dem passenden Wort!”
Ja, genau in einem Lückentext.
Ein Lückentext, ja.
Und ich habe es gerade eben so schön vorgemacht. “Ja, genau.”
Ja, genau, richtig.
Ja.
Was ist denn eigentlich der Ursprung dieses, dieser Folge? Abri, warum sprechen wir heute über das Thema Füllwörter?
Wir hören uns unsere Podcasts ja immer nochmal an, bevor wir sie hochladen auf die Seite und uns beiden ist aufgefallen, dass wir, insbesondere ich, sehr häufig Füllwörter benutzen. Und ich muss ehrlich sagen, ich habe mich oft sehr darüber geärgert. In manchen Folgen habe ich so oft ja, genau, stimmt gesagt. Und so kam es, dass wir uns mal darüber informiert haben und uns schlau gemacht haben, was Füllwörter eigentlich bedeuten und welche Funktion sie haben. Und so sind wir zu dem Thema gekommen.
Und ich glaube, dass es auch für viele Lernerinnen und Lerner interessant ist, über dieses Thema zu sprechen. Einerseits gibt es in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Arten, Füllwörter zu benutzen. Es gibt Sprachen, in denen man mehr Füllwörter benutzt. Es gibt Sprachen, in denen man weniger Füllwörter benutzt.
Es gibt wohl auch Sprachen, die komplett ohne Füllwörter auskommen.
Und es gibt auch Sprachen, die nur aus Füllwörtern bestehen, habe ich manchmal das Gefühl.
Ja.
Und wenn man dann in der Deutschprüfung ist, in der mündlichen Prüfung oder auch im Unterricht oder mit Muttersprachlern spricht, dann benutzt man auch Füllwörter. Und es ist im Prinzip jetzt nicht schlecht, Füllwörter zu benutzen. Aber wir schauen uns in der heutigen Folge genauer an, in welchem Kontext Füllwörter benutzt werden. Wie Füllwörter benutzt werden und wann man sie benutzt.
Und was sie auch über uns sagen, über uns Sprecher sagen.
Dann kommen wir zum ersten Teil: Warum benutzen wir Füllwörter?
Also Füllwörter tragen eigentlich nichts zum Inhalt bei. Sie geben keine weitere Information. Wenn ich einen Satz habe, zum Beispiel: “Die Erde ist rund”, dann ist das die Information “die Erde ist rund”. Wenn ich mit Füllwörtern arbeite und sage: „Ähm, ja, also die Erde ist irgendwie rund“, dann habe ich keine weitere Information. Aber die Füllwörter benutze ich in einem bestimmten Kontext. Normalerweise benutze ich ein Füllwort, wenn ich nachdenke, wenn ich nicht das richtige Wort gerade finde, wenn ich ein schwieriges Wort sage, wenn ich einen anderen Kontext ankündigen möchte. Also es gibt bestimmte Situationen, wo man Füllwörter automatisch benutzt. Und das zeigt, dass der Sprecher gerade nachdenkt. Das heißt in der mündlichen Kommunikation sind solche Füllwörter wichtig.
Ja und ich finde es sehr hilfreich, weil ich jemandem in seinen Gedankengängen genau folgen kann. Ich weiß, er ist noch nicht fertig mit seinem Satz und möchte noch etwas hinzufügen und das Füllwort zeigt mir, dass der Satz noch nicht fertig ist oder das Gespräch noch nicht beendet ist.
Ja, oder dass der Sprecher gerade über ein Thema spricht, das er selbst als schwierig empfindet oder als wichtig empfindet und dafür die richtigen Worte wählen möchte.
Genau, es gibt ja Sprachtraining. Leute in der Öffentlichkeit haben meistens ein Sprachtraining oder ein Kommunikationstraining, zum Beispiel Politiker, die oft vor der Kamera sprechen haben ein solches Kommunikationstraining. Und ich habe gelesen, dass diese Politiker trainieren, nicht mehr “Ähm” zu sagen. Ähm ist ein Partikel, kann man sagen, den man benutzt, wenn man nicht genau weiß, was man sagen möchte, wenn man ein bisschen unsicher ist und so weiter und Politiker trainieren dieses “Äh” nicht mehr zu sagen.
Ich habe auch gelesen, dass es sehr unprofessionell wirkt, wenn jemand sehr oft Äh sagt.
Genau.
Das ist die negative Seite der Füllwörter. Ja, also wenn jemand sehr oft Äh sagt, dann hat man das Gefühl, dass die Person nicht genau weiß, wovon sie spricht. Man denkt, dass die Person unsicher ist. Man hat das Gefühl, dass die Person unqualifiziert ist und deswegen sollte man das Wort Äh vermeiden, oder zumindest ganz wenig sagen, ganz selten sagen.
Aber man unterscheidet die Füllwörter. Es macht einen Unterschied, ob ich häufig Äh sage oder Füllwörter benutze wie quasi und sozusagen und stimmt, richtig, genau.
Und das ist auch die positive Seite der Füllwörter. Denn Füllwörter geben unserer Sprache Farbe. Wenn wir nur ohne Füllwörter sprechen und alle Füllwörter weglassen, dann wirkt das meistens auf mich so ein bisschen förmlich, sehr förmlich. Oder wie wirkt das auf dich?
Ja, es wirkt förmlich, steif, manchmal auch sehr unnatürlich. Man hat das Gefühl, dass da jemand steht, der wie ein Roboter zu einem Thema spricht. Da geht diese natürliche Kommunikation völlig verloren, finde ich.
Genau. Es wirkt wie ein auswendig gelernter Text.
Ja, und das habe ich sogar bei meiner Recherche auch gefunden und ich muss ehrlich sagen, ich habe es sogar vermutet. Jemand, der sehr förmlich spricht, dem hört man ungerne lange zu. Jemand, der aber Einblick in seine Gedankengänge gewährt, dem hört man lieber zu, weil man das Gefühl hat, dass man Teil davon werden kann.
Und du sagst, wenn jemand Füllwörter benutzt, dann gewährt er Einblick in seine Gedankenwelt. Dann kann man eher nachvollziehen, was die Person gerade denkt.
Ganz genau, richtig.
Das finde ich auch.
Ja, stimmt.
Ja, es ist wirklich schwierig, diese Füllwörter komplett wegzulassen. Aber manche Füllwörter sind ja auch gleichzeitig Antworten auf etwas Gesagtes. Also man kann ja nicht das Wort richtig komplett streichen. Das Wort richtig hat ja auch eine Verwendung und eine Bedeutung.
Wir haben uns ja auch schon Alternativen überlegt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es sehr schwierig ist, diese Wörter wirklich mit anderen zu ersetzen. Ähm, erinnerst du dich, zu welchem Entschluss wir gekommen sind, als wir darüber gesprochen haben?
Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir irgendwann aufgegeben und gesagt, es ist unmöglich, alle Füllwörter wegzulassen und gleichzeitig natürlich zu klingen.
Ja, und wir haben gesagt, wir können es so verbessern, indem wir das Gesagte aufgreifen, vielleicht in eigenen Worten noch einmal wiederholen oder auch Nachfragen stellen.
Ich würde jetzt gerne sagen stimmt, aber ich habe Angst, das zu benutzen.
Ja, wenn man sich darüber bewusst wird und darüber aktiv nachdenkt, dann blockiert man sich auch ein Stück weit selbst, finde ich, weil man ständig darüber nachdenkt, was man jetzt als Nächstes sagt, wie man wohl reagiert auf das, was gerade gesagt wurde. Und wahrscheinlich ist das ein Prozess und wir kommen irgendwann dahin, dass wir das automatisieren und die Füllwörter dann automatisch weniger benutzen.
Ja. Ich glaube, dass man das wirklich auch üben sollte. Also ich denke nicht, dass man einfach sagen kann “Füllwörter sind natürlich und ich benutze jetzt in jedem Satz zehn Füllwörter”. Ich glaube, dass die Menge es macht. Also man sollte es nicht übertreiben, sondern man kann diese Füllwörter benutzen, aber dosiert, also nicht zwanzig Ähm in einem Satz.
Ja.
Ja, wenn wir jetzt ein Fazit ziehen, ein Ergebnis, dann können wir festhalten: Füllwörter haben einen schlechten Ruf, aber die Füllwörter sind nicht so schlecht wie ihr Ruf. Also sie haben eine wirkliche Bedeutung, eine Verwendung, dass man dem Sprecher folgen kann, dass man den Gedanken des Sprechers folgen kann und dass man live dabei ist, während der Sprecher seine Gedanken entwickelt. Und das hat auch ein Gefühl der Nähe zur Folge. Und ja, in der deutschen Sprache sind Füllwörter normal. Aber man sollte es nicht übertreiben. Und was folgt denn jetzt für die Deutschlernerinnen und Deutschlerner? Wie sollten sie dieses Thema für sich benutzen?
Ja, wie du schon gesagt hast, sie können Füllwörter oder sollten sogar Füllwörter benutzen. Aber im richtigen Maß, das heißt nicht zu viele, aber auch nicht ganz darauf verzichten. Man hört jemandem, der Füllwörter benutzt, einfach auch lieber zu.
Weil man das Gefühl hat, dass man live dabei ist, während die Idee entsteht.
Ganz genau, während man jemandem, der wirklich sehr steif spricht und sehr förmlich spricht und keine Füllwörter benutzt, ungerne zuhört, weil der Vortrag einfach nur sehr einstudiert wirkt.
Ja, man hat das Gefühl, es ist auswendig gelernt. Es ist nicht ehrlich, es ist nicht real, es ist irgendetwas, was man vorliest.
So empfinde ich es auch. Ja, das war jetzt eine gute Alternative zu stimmt, genau.
Ich bin begeistert.
Und ich glaube, das war ein gutes Schlusswort. Ich hoffe, dass ihr dieses Thema in euren Prüfungen und auch in der Alltagssprache gut benutzen könnt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr eure Erfahrungen mit Füllwörtern bei uns in die Kommentare schreiben bei deutschtraining.org/podcast und wir freuen uns natürlich auf den nächsten Mittwoch, wenn ihr uns wieder zuhört.
Mich würde interessieren, welche Füllwörter unsere Hörerinnen und Hörer benutzen.
Ja, das würde mich auch interessieren. Schreibt das sehr gerne in die Kommentare. Ich freue mich drauf.
Bis bald. Tschüss.
Tschüss.
ja genau rightig ! 🙂
stimmt
hhhhhhhhh
Danke für sprechen über dieses wichtiges Thema!
wichtige *
Als ich mit der deutschen Sprache anfing, habe ich viele verschiedene Füllwörter verwendet (ja genau; das stimmt; eigentlich, ähm uwu), weil ich mich sprachlich nicht gut unterhalten konnte. Es ist jetzt besser und ich versuche, nicht oft “ähm” zu sagen (und wenn ich das tue, kann man bemerken, dass ich über den Satz nachdenke oder aus meiner Sprache ins Deutsche übersetze, obwohl das nicht sein sollte). Allerdings mag ich immer noch “ja, genau und eigentlich”. Dies sind meine liebsten Füllwörter.