Dänemark: Fettsteuer für höhere Lebenserwartung

Die Fettsteuer – eine Steuer auf fettreiche Lebensmittel – soll die Dänen gesünder machen

Dänemark scheint seine Probleme nicht nur besprechen, sondern auch lösen zu wollen. Nachdem eine Studie der OECD den Dänen bescheinigte, dass ihre Lebenserwartung unter dem OECD-Durchschnitt von 79 Jahren lag, wurden Maßnahmen getroffen. In einem Paket, dessen ehrgeiziges Ziel die „Verbesserung der Lebenserwartung“ war, verabschiedete das dänische Parlament im März 2011 mit großer Mehrheit unter anderem die Einführung einer Fettsteuer: Einer Steuer auf fettreiche Lebensmittel („Fat Tax“). So werden nun Lebensmittel, die mehr als 2,3% gesättigte Fettsäuren enthalten, mit einer zusätzlichen Steuer belegt. Darunter fallen einige industriell hergestellte Nahrungsmittel und auch Butter, Milch, Käse, Fleisch, Öl, Pizza usw. Immerhin 2,15€ werden pro Kilogramm Fett in einem Produkt aufgeschlagen.

Für viele Produzenten solcher Nahrungsmittel ist es nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein bürokratischer Albtraum. Für die Menschen dürfte es jedoch auf lange Sicht ein Gewinn sein. Auch wenn in Dänemark kurz vor Einführung der neuen Steuer Hamsterkäufe von fettreichen Lebensmitteln stattgefunden haben, wird diese Steuer ihre Lenkungsfunktion bald entfalten und den Konsum fettreicher Nahrung verringern. Langfristig dürfte dieser steuerliche Kampf gegen das Übergewicht nicht nur Geld in die Staatskasse spülen, sondern auch das Gesundheitssystem entlasten.

Einige Wissenschaftler kritisieren, gesättigte Fette seien das falsche Ziel dieses steuerlichen Gesundheitswahns. „Salz, Zucker und raffinierte Kohlenhydrate“ seien die eigentlich gefährlichen Stoffe. Diese Argumentation übersieht jedoch, dass an einem bestimmten Punkt angesetzt werden muss, wenn man das Konsumverhalten der Menschen hin zu guten und gesunden Lebensmitteln lenken möchte. Aufklärungskampagnen und Ernährungsberatungen, beispielsweise in Schulen, könnten ein weiterer Schritt in die eingeschlagene Richtung sein.

„Höhere Steuern auf Zucker, Fett und Tabak sind wichtige Schritte hin zu einer Steigerung der Lebenserwartung in Dänemark“ sagte Gesundheitsminister Axel Jakob Nielsen bei der Einführung dieser Idee im Jahr 2009. „Gesättigte Fette können Herzkrankheiten und Krebs zur Folge haben.“ sagte er weiter.

Auch Ungarn verabschiedete im September 2011 eine als „Hamburger-Gesetz“ bekannt gewordene Regelung, die erhöhte Steuern auf Nahrungsmittel wie Limonade, Backwaren, Salzgebäck und Aromen vorschreibt.

Man darf gespannt sein, ob das erklärte Ziel, die durchschnittliche Lebenserwartung in Dänemark in den nächsten 10 Jahren um drei Jahre zu steigern, erreicht werden wird – welchen Anteil die Fettsteuer daran hat, wird sich wohl nicht eindeutig sagen lassen. Jedenfalls werden in Dänemark Fakten geschaffen, die der Bevölkerung im Endeffekt zugute kommen – in Deutschland ist eine Fettsteuer zum jetzigen Zeitpunkt wohl kaum vorstellbar.

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